Vor- und Nachteile einer E-Flotte – Entscheidungshilfen

Die Etablierung von E-Fahrzeugen nimmt in Deutschland nur sehr langsam Fahrt auf. Das Ende der Anschaffungsprämie Ende 2023 wird sicherlich nicht dazu beitragen, den prozentualen Anteil der E-Flotte und anderer moderne Antriebssysteme schnell zu erhöhen. Derzeit liegt er noch immer deutlich unter 10%, so Marktbeobachter wie der ADAC, das statistische Bundesamt und andere. Dabei sind private Haushalte deutlich zurückhaltender als Unternehmen. Laut der KFW gehen 2/3 der Anschaffungen von E-Fahrzeugen auf Unternehmen zurück.

An dieser Stelle sollen Überlegungen zu einen Umstieg auf eine E-Flotte mit dem ‚Für‘ und ‚Wider‘ betrachtet werden und somit Entscheidungshilfen für Unternehmen aufgezeigt werden.

Anschaffungskosten einer E-Flotte

Derzeit liegen die Anschaffungskosten für E-Fahrzeuge deutlich höher als bei konventionellen Fahrzeugen. Dies wird einhellig auf die hohen Produktionskosten für die erforderlichen Batterien (ca. 30% der Produktionskosten) zurückgeführt, die die geringere Komplexität des Antriebs derzeit nicht wett machen können. Allerdings rechnen Experten damit, dass die Preise für die Batterien in den kommenden Jahren weiter sinken werden.

Der Wiederverkaufswert der E-Fahrzeuge bleibt ein offener Punkt, da es hierzu noch keine Langzeiterfahrungen gibt. Derzeit wird diese, aufgrund der Haltbarkeit der Batterien von ca. 8 Jahren, eher negativ bewertet.

CO2 – Neutralität einer E-Flotte

Die Marktteilnehmer rechnen damit, dass durch zusätzliche Abgaben auf Fossile Brennstoffe und unzureichende CO2 Neutralität zusätzliche Kosten für die Unternehmen entstehen werden. Mit der Migration der Unternehmensflotte hin zur E-Mobilität, können Unternehmen außerdem der Verpflichtung zu CO2-Neutralität entsprechen und bei umweltbewussten Kunden punkten.

Betriebskosten einer E-Flotte

Bis November 2023 wurde von staatlicher Seite eine Prämie für die Anschaffung von E-Fahrzeugen gewährt. Diese sorgte dafür, dass bei der Betrachtung der TCO (Total Cost of Ownership/Gesamtkosten inkl. Anschaffung) die deutlich höheren Anschaffungskosten nicht so stark ins Gewicht fielen und die geringeren laufenden Kosten bei den meisten E-Fahrzeugen zum Tragen kamen. Diese Prämie wird derzeit nicht mehr gewährt. Der hohe Anschaffungspreis schlägt demnach bei zukünftigen Anschaffungen von E-Fahrzeugen deutlich zu Buche. Die günstigeren Betriebskosten werden somit die Anschaffungskosten nicht kompensieren können.

Vergleichsrechnungen zu den TCO, die den Wegfall der Anschaffungsprämie berücksichtigen, werden derzeit erstellt.

Effizienz von E-Fahrzeugen

Laut BMUV entfallen 64% des Energieverbrauchs bei einem E-Fahrzeug auf die Fortbewegung des Fahrzeugs. Bei einem Verbrennerfahrzeug sind dies 20%. Der Rest wird u.a. durch die Produktion von Abwärme verbraucht. Diese Bilanz fällt also eindeutig zu Gunsten der E-Autos aus.

Wartung von E-Fahrzeugen

Kosten für Wartung werden vor allem vom Austausch von Verschleißteilen bestimmt. Hier ist das E-Fahrzeug klar im Vorteil. Experten geben übereinstimmend an, dass die Wartung von E-Autos ca. 1/3 günstiger sind als bei Verbrennern. Dies liegt u.a. daran, dass ein E-Fahrzeug deutlich weniger Verschleißteile hat.

Bislang verfügen aber nicht alle Kfz-Werkstätten über die entsprechenden Zertifikate, die es ihnen ermöglicht, die umfassende Wartung und Reparatur eines E-Fahrzeuges durchführen zu können. Es muss also an dieser Stelle mehrheitlich auf Vertragswerkstätten der Automobilhersteller zurückgegriffen werden.

Reichweite der Batterien und Ladezeiten

In Abhängigkeit vom gewählten E-Fahrzeug, dem Fahrstil und dem Alter der Batterie, gibt es derzeit Reichweiten bis zu 770 km. Somit liegen hier keine Nachteile zum Verbrenner vor.
Das gilt jedoch nicht für die Ladezeiten im Vergleich zum Tanken des Verbrenners. Selbst an Schnellladestellen dauert der Ladevorgang zwischen 30 und 40 Minuten, wenn ca. 80% geladen werden sollen. Dies bedeutet einen höheren zeitlichen Aufwand, der bei geschäftlichen Reisen zu zusätzlichen Zeitaufwand führt und insbesondere bei Vielfahrern nicht geschätzt wird.

Energiekosten von E-Flotten

Eine wichtige Rolle spielen die Strompreise für das E-Auto. Kommt der Strom aus der Unternehmenseigenen Wallbox oder einer Tankstelle? In der Regel ist tanken mittels Wallbox im Unternehmen deutlich preiswerter. Unternehmen mit einem begrenzten räumlichen Aktionsradius sind hier klar im Vorteil. Sofern das Tanken über unternehmenseigene Solaranlagen erfolgt, geht dem jedoch die Investition in Solaranlagen voraus, die bei den Gesamtkosten eines E-Fahrzeugs anteilig eingerechnet werden müssen.

Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge

Laut BnetzA gibt es 81.562 Normalladepunkte (AC) und 19.859 Schnellladepunkte in Deutschland (Stand Sept. 2023). Von Engpässen für die Ladung kann also derzeit nicht ausgegangen werden, wenn man von einigen dünn besiedelten ländlichen Bereichen absieht. Hinzu kommt, dass eine Planung von Ladepunkten während einer längeren Reise durch die Navigationssysteme in den E-Fahrzeugen erleichtert wird. Der Fokus des Ausbaus der Ladeinfrastruktur lag in der Vergangenheit auf Autobahnen und großen Städten, wird jedoch zunehmend auch im ländlichen Bereich ausgebaut. Diskounter und Einkaufszentren sind in der Zwischenzeit bei Ausbau von Ladestationen aktiv. Lediglich die deutlich längeren Ladezeiten, im Vergleich zum Verbrenner, müssen bei Geschäftsreisen als Nachteil und erhöhten Zeitaufwand gewertet werden.

Tarifstrukturen und Abrechnungsmodelle

Eine wichtige Rolle spielen die Strompreise für das E-Auto. In der Regel ist tanken an der unternehmenseigenen Wallbox deutlich preiswerter.

Im öffentlichen Bereich gibt es, wie bei allen neuen Produkten auf dem Markt, eine Vielfalt von unterschiedlichen Anbietern mit unterschiedlichen Angeboten. Dies betrifft die Zugangsmöglichkeiten, die Preise und die Abläufe beim E-Tanken, z.B.

  • Anmeldung über ein Portal
  • Mit und ohne Grundgebühr für die Nutzung
  • Unterschiedliche Abläufe beim E-Tankvorgang
  • Unterschiedliche Tarife der Anbieter sowie bei Schnelllade- oder Normalladestationen
  • Unterschiedliche Ladezeiten
  • Abrechnung über proprietäre Apps, Bankeinzug oder Kreditkarte

Viele Nutzer von E-Autos sind genervt. Es braucht wohl noch eine Weile bis hier Transparenz, Übersichtlichkeit und Kundenfreundlichkeit durchgehend Anwendung finden.

Bei den Überlegungen, wie und wann die Flotte eines Unternehmens durch E-Fahrzeuge ergänzt und ersetzt werden soll, müssen die o.a. vielfältigen Aspekte wohl abgewogen werden. Die Beteiligung der MitarbeiterInnen und deren Bedenken und Fragen müssen dabei ebenfalls einbezogen werden (siehe separater Artikel von Dragintra). Die umfangreichen Erfahrungen mit dem Flottenmanagement kann Dragintra zielführend beim Migrationsprozess zur E-Mobilität einsetzen. Dies betrifft die initialen Überlegungen zur E-Mobilität, der Umsetzung und dem Management der Unternehmensflotte.